Anfang März 2019 erhielt ich eine E-Mail über die Website „Mylingualexchange“. Dabei handelt es sich um eine Website, auf der Sie Fremdsprachen mit Muttersprachlern per E-Mail, Text-Chat, Voice-Chat üben und lernen oder sich zum Gesprächsaustausch treffen können.

Ich wurde von einem Mann um Freundschaft gebeten, dessen angeblicher Name Zane Nyser war. Er sah aus wie ein netter, sanfter Kerl, der daran interessiert war, andere Sprachen zu lernen. Ich antwortete auf seine E-Mail und wir begannen eine enge Korrespondenz.

Er stellte sich vor und sagte, er sei in der US-Armee, Sergeant Major, 50 Jahre alt (ich bin 58) und derzeit in einem sehr isolierten und gefährlichen Lager in Afghanistan stationiert. Er sagte, er sei Witwer und habe eine sechsjährige Tochter, die von einer militärischen Betreuerin betreut werde. Er behauptete, einen Bachelor-Abschluss in Militärwissenschaften an der Rice University in Texas zu haben. Aufgrund der Art seines Auftrags durfte er nur über Gmail oder Hangout, das Instant-Messaging-System von Gmail, kommunizieren. Es war ihm nicht gestattet, zu telefonieren, Videonachrichten zu senden oder Fotos zu machen. Die einzigen beiden Bilder, die er veröffentlichte, zeigten ihn mit seiner Tochter und ihn allein in seiner Uniform, als er sich vorstellte.

Im Nachhinein hätte ich erkennen müssen, dass nichts von dem, was er sagte, wahr war, selbst sein Englisch war nicht auf dem Niveau eines Absolventen, aber ich habe achtlos übersehen, alle „roten Fahnen“ zu bemerken.

Ich schwöre bei Gott, ich war nicht auf der Suche nach einer Romanze, aber die Dinge zwischen uns haben sich schnell intensiviert. Wir tauschten E-Mails und SMS aus, viele davon. Ich habe ihm Bilder von mir geschickt; Ich schrieb ihm Dinge aus meinem Leben, die ich noch nie zuvor mit jemandem geteilt hatte. Ich war wie besessen und in seinem Bann. Er war so fürsorglich und verständnisvoll und gab mir das Gefühl, schön und begehrt zu sein. Er sprach davon, ein gemeinsames Leben zu führen, in dem er sich aus der Armee zurückgezogen hätte, um bei mir zu bleiben. Er ernannte mich auch zum Vormund seiner Tochter für den Fall, dass er im Dienst verstirbt. Er hat mir sogar ein offizielles Dokument geschickt, um das zu beweisen. Das war ein FAKE-Dokument, wie ich später feststellte.

OMG! Ich war so naiv und leichtgläubig! Mein Herz schwoll vor Liebe und Lust für diesen Mann an.

Er schrieb mir, dass ich das Schönste sei, was ihm seit dem Tod seiner Frau passiert sei, dass ich seine Königin sei (er nannte mich nie bei meinem Namen, jetzt weiß ich warum) und dass er keine gehabt habe Sechs Jahre lang Sex mit einer Frau, weil er auf die „Richtige“ gewartet hat. Dass ich seine Seelenverwandte war und dass seine Tochter es kaum erwarten konnte, mich „Mama“ zu nennen. Dass er mich heiraten wollte, nachdem ich mich scheiden ließ und gemeinsam in Kanada ein Unternehmen meiner Wahl betrieb. Dass er uns mit seinen Ersparnissen ein Haus im Wert von 900.000 Dollar kaufen würde. Als ich argumentierte, dass ich meinen Reisepass nicht vor Juni fertig bekommen könne, sagte er, er würde das Haus in meinem Namen kaufen und mir die Aufenthaltsgenehmigung in den USA verschaffen. Dass alles gut werden würde.

Er sagte, er hätte nur noch 30 Tage im Lager und würde vor seiner Rückkehr in die USA fünfzehn Tage mit mir in Italien verbringen. Er bat mich, auf Airbnb ein Haus zu buchen, in dem wir übernachten und unsere Pläne schmieden würden.

Wir hatten drei Wochen lang einen sehr engen und intimen Briefwechsel, in dem er von Zeit zu Zeit absichtlich für bis zu 12 Stunden wegen „besonderer und gefährlicher Aufgaben“ verschwand und ich mir große Sorgen um seine Sicherheit machte.

Ich habe sogar eine Benachrichtigung über die neuesten afghanischen Nachrichten auf mein Telefon eingestellt, um rechtzeitig über jeden Vorfall informiert zu werden, der den US-Soldaten in diesem Gebiet widerfährt.

Als ich las, dass an einem Freitag Mitte März zwei US-Soldaten bei einem Hinterhalt getötet wurden, wurde ich verrückt vor Angst und Besorgnis. Ich schrieb ihm den ganzen Tag und die ganze Nacht endlos SMS und E-Mails. Am nächsten Morgen schrieb er mir, dass er und seine Einheit zur Rettung der toten Soldaten in einem Kriegsgebiet ohne Internetverbindung gerufen worden seien. Ich war so erleichtert, von ihm zu hören und zu wissen, dass er in Sicherheit war, dass ich ihn nicht weiter befragte, wie ich es hätte tun sollen.

Eines Tages fragte ich ihn, ob er jemandem von uns erzählt hätte. Er antwortete, dass es da einen Kumpel gäbe, dem er sich anvertraute, der aber vor unserem Treffen durch eine herumfliegende Kugel getötet wurde. Meine Liebe zu diesem Mann und seiner schwierigen und unglücklichen Geschichte wurde noch größer.

Im Nachhinein hätte ich ihn noch einmal fragen sollen, warum unter den Namen der in Afghanistan gefallenen US-Soldaten Anfang März niemand durch eine umherfliegende Kugel getötet wurde.

An einem Samstagnachmittag schrieb er, dass er zusammen mit zwölf anderen ausgewählten Soldaten einen Sonderauftrag erfüllen werde, um ein Versteck des IS niederzureißen. Seiner Meinung nach war dieser Auftrag die gefährlichste Mission, zu der er jemals gehört hatte, und er hätte mindestens 24 Stunden dauern müssen. Er sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, aber sei auf das Schlimmste vorbereitet, dass ich seine Tochter finden und auf sie aufpassen müsse, er liebte mich so sehr und bla, bla, bla.

Unnötig zu erwähnen, dass ich die nächsten 24 Stunden vor Sorge weder essen noch schlafen konnte.

Am Sonntagabend erhielt ich die Nachricht, dass er zurück sei und seine Mission erfüllt sei. Während seines Einsatzes war er jedoch in Knöchel und Schulter geschossen worden, konnte aber sicher ins Lager zurückkehren.

Dann fügte er etwas hinzu, das mir unwirklich vorkam und mich dazu veranlasste, mir einige Fragen zu stellen.

Ich zitiere seine Worte:

„Ich habe eine relevante Information, die ich dir mitteilen möchte, meine Königin, und ich möchte, dass du sie geheim hältst und nur zwischen uns behältst. Wir erreichten das Versteck, in dem die Taliban/Terroristen lagerten, brachen ein und schafften es, den Anführer der Taliban zu schnappen und einige seiner Männer zu töten. Während wir ihr Lager durchsuchten, entdeckten wir Munition und einige Geiseln.

Wir haben einen Scheich (ein königliches Mitglied) gerettet, der uns schließlich eine riesige Geldsumme als Dank für unsere Bemühungen gab, da er schon seit einiger Zeit in Geiselhaft ist.

Als wir im Lager ankamen, gratulierte uns unser Kommandant zu der gut gemachten Arbeit

Er rief andere hochrangige Beamte an, darunter auch mich.

Er forderte uns auf, das Geld unter uns aufzuteilen, als Entschädigung für alle Gefahren, die wir bei der Operation erlitten hatten.

Der Einsatz war der gefährlichste Militäreinsatz, den ich je in meinem Leben erlebt habe. Jetzt wurde das Geld unter uns und anderen Soldaten aufgeteilt und mein Anteil beläuft sich auf 505.000 US-Dollar.

Ich habe meine in eine braune Kiste gepackt, die von der Sanitätsmannschaft verwendet wurde, die hierher kam, um verwundete Soldaten zu behandeln, und meine persönlichen Dokumente, meinen Personalausweis und mein Tagebuch, das ich gerne von Ihnen lesen würde, und etwas über mich, das ich auch sehr habe Verschlusssachen, die mir bei der Genehmigung meiner Pensionierung helfen werden. Ich habe den leitenden Arzt (Raymond) gebeten, mir dabei zu helfen, es bei einer Lieferagentur außerhalb Afghanistans zu deponieren. Er versprach, es bei einer Lieferfirma zu deponieren, die über die Lizenz für eine sichere Lieferung verfügt. Sie haben die Basis bereits verlassen, hat er gemacht die Anzahlung und senden Sie mir alle Details zu.

Mylady, ich vertraue dies Ihrer Hand an. Dies ist eine sehr gute Gelegenheit für mich, in den Ruhestand zu gehen und mich von diesem Job in der Todesrolle zu verabschieden. Ich möchte, dass Sie Folgendes tun: Kontaktieren Sie das Lieferunternehmen und lassen Sie es mir den Karton mit den Dokumenten und meinem Anteil am Geld liefern. Bewahren Sie es sicher auf, bis ich Sie in Ihrem Land abtreffe. Lassen Sie niemanden davon erfahren, bevor und nachdem Sie es erhalten haben.“

Dann fügte er hinzu, dass ich eine E-Mail an eine Reederei in London senden und bestätigen sollte, dass ich das Paket annehmen würde, und dass ich ihnen die Kosten für die Organisation eines eigens dafür vorgesehenen Transports von London zu mir nach Hause übernehme.

Ich tat, worum ich gebeten wurde, aber sobald ich die sofortige Antwort dieser Firma erhielt (es war Mitternacht italienischer Zeit), begann ich zu spüren, dass wirklich etwas nicht stimmte.

Diese Firma sollte ihren Sitz in London haben, aber ihr Englisch war schrecklich. Außerdem lautete ihre E-Mail-Adresse „oceanic shiiping (yes, shiiping) comp“, was nicht stimmte.

Ich schrieb ihm sofort zurück und äußerte meine Zweifel an diesem Unternehmen, aber er versicherte mir, dass drei andere Beamte, denen das gleiche Geld gewährt worden war, es bereits genutzt hatten und alles in Ordnung sei.

Ich fragte ihn, warum er diese Firma nicht mit seiner Kreditkarte bezahlen könne, und er antwortete, dass seine Kreditkarte in diesem Fach sei (wie praktisch von ihm).

Am Tag danach – am Montag – fragte er mich sehr beharrlich, ob ich getan hätte, was ich verlangt hatte.

Dann wurden die Dinge äußerst verdächtig, und ich muss meinem Beruf (ich arbeite im internationalen Transportwesen) danken, dass in meinem Gehirn ein wenig Rationalität aufkam, bevor ich das Undenkbare tat.

Ich erzählte ihm, dass ich ohne Absprache mit meinem Mann einige Schwierigkeiten gehabt hätte, Geld mit meiner Kreditkarte abzuheben, da wir ein gemeinsames Konto hatten. Also schlug ich einen alternativen Plan vor, der vorsah, dass mein Bruder, der im Vereinigten Königreich lebt, zum Büro dieser Firma in London gehen, die Kosten bezahlen und dann einer zuverlässigen Spedition, mit der ich normalerweise zusammenarbeite, Anweisung geben würde, das Paket abzuholen Karton und liefern Sie es an die Adresse meiner Arbeit.

Nach einem Moment antwortete er, dass es ihm unangenehm sei, sich auf einen Dritten zu verlassen. Dass der Inhalt der Kiste für ihn von grundlegender Bedeutung war und sein Leben davon abhing. Und dass ich einen Weg finden musste, das Geld an diese Firma zu schicken.

Da hat alles gepasst; In dem Moment lichtete sich der Nebel und die Sicht war wieder hell.

Ich ließ eine enge Freundin von mir in Großbritannien, eine ehemalige Polizistin, die Telefonnummer dieser Firma überprüfen und es stellte sich heraus, dass sie zwar existierte, aber zu einer Firma gehörte, die nichts mit Spezialtransporten zu tun hatte.

Dann habe ich im Internet nach „Online-Liebesbetrug mit US-Soldaten“ gesucht und herausgefunden, dass das, was sie berichteten, völlig mit dem übereinstimmte, was mir passiert war. Verdammt, ich könnte jedes rote Flaggenschild überprüfen, das sie genannt haben.

Ich fing an, ihn nach seiner wahren Identität zu befragen und schickte ihm Links zu den Liebesbetrugsmaschen, einschließlich einer offiziellen Erklärung der US-Armee, die Menschen, hauptsächlich Frauen, davor warnte, Geld an jemanden zu schicken, den man im Internet kennt.

Am Anfang war er beleidigt und sagte, ich müsse nicht glauben, was im Internet steht; dann sagte er mir, dass ich sein Leben in Gefahr bringen würde und sagte schließlich, dass er mir bald beweisen würde, dass ich Unrecht hatte. Darauf antwortete ich: „ Ich kann es kaum erwarten, dass Sie mir beweisen, dass Sie tatsächlich der sind, für den Sie sich ausgeben, nämlich Sergeant Zane Nyser von der US-Armee mit einer sechsjährigen Tochter.“

Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört und hoffe, dass ich es auch nie tun werde.

Beim Lesen anderer Geschichten wie meiner wurde mir klar, dass ich Glück hatte, und ich hoffe, dass meine Worte anderen Menschen helfen können, vorsichtiger zu sein. Wenn etwas zu schön erscheint, um wahr zu sein, dann ist es das mit Sicherheit nicht.


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Quelle: https://romancescamsurvivor.org/stories-from-victims/#story1