Behörden führen mutmaßliche Cyberscam-Verbindungen in Kambodscha durch!

Menschenhändler, die Arbeitnehmer gezwungen haben, sich an Investitionsbetrug zu beteiligen, bei dem Opfer um Millionen betrogen wurden, wurden zumindest vorübergehend gestört. In der Zwischenzeit hat Apples App Store eine App entfernt, die den Betrug häufig erleichtert hat.





von Cézary Podkul


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Eine neue Art von Online-Betrug, die von betrügerischen Sweatshops in Südostasien ausgeht, steht vor ihrer ersten großen Razzia. Die kambodschanischen Behörden haben die Razzien in Wohnanlagen verstärkt, in denen angeblich Arbeiter untergebracht waren, die an Online-Betrug beteiligt waren, Computer, Telefone und Elektroschockstöcke beschlagnahmten und Tausende unfreiwilliger Arbeiter befreiten. Und Apple hat zwei beliebte Trading-Apps aus seinem App Store entfernt, die von cyberkriminellen Gruppen in Kambodscha, Laos und Myanmar verwendet wurden, um Menschen zu betrügen.

Die Schritte werden wahrscheinlich – vielleicht nur vorübergehend – den lukrativen globalen Betrug stören, der als „Schweineschlachten“ bekannt ist. Benannt nach seiner Analogie zu einem Bauern, der ein Schwein mästet, bevor er es schlachtet, beruht der Betrug darauf, Menschen davon zu überzeugen, immer mehr Geld auf gefälschte Online-Plattformen einzuzahlen, die von Betrügern kontrolliert werden. Sobald die Zielpersonen nicht mehr in der Lage oder nicht willens sind, mehr Geld einzuzahlen, werden sie darüber informiert, dass sie den Zugriff auf ihr Bargeld verloren haben und es nur zurückerhalten können, indem sie mehr Geld einzahlen oder eine hohe Gebühr zahlen, ein Prozess, der ihre Verluste verstärkt.

Wie ProPublica in einer Untersuchung vom 13. September berichtete , wurde der Betrug beim Schlachten von Schweinen durch Menschenhandel angeheizt. Arbeiter aus ganz Asien werden dazu verleitet, für scheinbar gut bezahlte Jobs nach Kambodscha, Laos oder Myanmar zu gehen, was sie stattdessen in betrügerischen Sweatshops gefangen hält, die von chinesischen kriminellen Syndikaten betrieben werden. Diejenigen, die sich den Anweisungen widersetzen, sich an Online-Betrug zu beteiligen, müssen mit Schlägen, Nahrungsentzug oder Schlimmerem rechnen.

Mehrere Opfer von Menschenhandel, die zu solchen Jobs verleitet wurden, sagten gegenüber ProPublica, dass sie an Betrug beim Schlachten von Schweinen arbeiteten, bei dem eine Handels-App namens MetaTrader verwendet wurde, um Opfer im Ausland anzugreifen. ProPublica hat iPhone- und Android-Nutzer in den USA, Kanada und anderswo befragt, die enorme Geldbeträge – manchmal mehr als eine Million Dollar – verloren haben, nachdem Betrüger sie davon überzeugt hatten, MetaTrader herunterzuladen und ihre Ersparnisse bei Schein-Brokern einzuzahlen, auf die über die App zugegriffen werden kann.

MetaTrader ermöglicht Kunden den Zugang zu verschiedenen Online-Brokern, um mit Fremdwährungen und anderen Finanzinstrumenten zu handeln. Allerdings erlaubt MetaQuotes , das in Zypern ansässige Unternehmen hinter der App, Maklerunternehmen, mit denen es Verträge abschließt, die MetaTrader-Software mit wenigen Prüfungen an andere Maklerunternehmen zu unterlizenzieren, um die Legitimität der unterlizenzierten Operationen sicherzustellen. Dies hat es Betrügern ermöglicht, MetaTrader als Tarnung für betrügerische Websites zu verwenden.

Ende September, zehn Tage nachdem ProPublica die Rolle von MetaTrader bei Finanzbetrug herausgestellt hatte, entfernte Apple zwei Versionen davon, MetaTrader 4 und MetaTrader 5, aus seinem App Store. Bereits installierte Versionen bleiben jedoch aktiv. Die Apps sind auch weiterhin in Googles Android App Store erhältlich. Apple und Google reagierten nicht auf Anfragen nach Kommentaren. MetaQuotes antwortete ebenfalls nicht, aber ein Vertreter teilte der Handelsnachrichten-Website Finance Magnates mit, dass das Unternehmen am 23. September einen Brief von Apple erhalten habe, in dem es heißt, dass seine Apps nicht den Überprüfungsrichtlinien des App Store entsprechen.

Die Zusammenarbeit von Technologieplattformen ist laut Vitit Muntarbhorn , einem Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Kambodscha , ein Pfeiler einer mehrstufigen Strategie zur Bekämpfung der Betrügereien . Ein weiterer Aspekt – aggressivere Strafverfolgung – beginnt endlich in Kambodscha zu geschehen, wo die Behörden ihre Bemühungen verstärkt haben, gegen kriminelle Syndikate vorzugehen, die die Betrügereien begehen.

Seit Mitte September haben Polizeirazzien in mindestens drei kambodschanischen Städten laut Pressemitteilungen und lokalen Nachrichtenberichten Tausende von Arbeitern aus Gebäuden befreit, in denen sie gegen ihren Willen festgehalten worden sein sollen. Die Razzien folgten dem eskalierenden diplomatischen Druck und der zunehmenden Kontrolle durch die lokale und internationale Presse, einschließlich ProPublica .

In Sihanoukville, einer Küstenstadt in Kambodscha, die de facto zur Hauptstadt des Online-Betrugs des Landes geworden ist, berichteten die Provinzbehörden, dass sie fast 2.000 ausländische Arbeiter aus 11 Ländern gefunden haben, als sie nur vier Anlagen wegen des Verdachts auf Menschenhandel, illegale Inhaftierung, Folter oder andere Verbrechen inspizierten . Die Behörden identifizierten Personen aus China, Vietnam, Malaysia, Indonesien, Indien, Bangladesch und anderen nahe gelegenen Ländern sowie einige aus Russland. Die meisten wurden freigelassen , aber wegen Arbeit in Kambodscha ohne Genehmigung mit einer Geldstrafe belegt oder zur Abschiebung in ein Einwanderungsgefängnis gebracht. Ähnliche Razzien sind im Gange.

In Phnom Penh, der Hauptstadt des Landes, wurden laut dem lokalen Medienunternehmen VOD News Hunderte von Ausländern bei mindestens elf ähnlichen Razzien aus Gebäuden entfernt . Die Verbindungen waren über die ganze Stadt verstreut, darunter einige prominente Orte wie ein Gebäude gegenüber der australischen Botschaft.

Die Razzien haben den besorgniserregenden Zusammenhang von Cyberkriminalität, Menschenhandel und Folter bestätigt, den ProPublica in seiner Untersuchung dokumentiert hat. Eine Erklärung, die eine Polizeiinspektion eines Gebäudekomplexes in Sihanoukville beschreibt, listet 8.776 Telefone, 804 Computer, 16 Laptops, vier Paar Handschellen und 10 Elektroschockgeräte unter den bei der Razzia beschlagnahmten Beweismitteln auf. Das von einem VOD-Reporter aufgenommene Video des Geländes zeigt Gebäude mit vergitterten Fenstern, die von Stacheldrahtzäunen umgeben sind, ähnlich wie Orte, die von ProPublica im Mai besucht wurden, wo Arbeiter angeblich illegale Inhaftierung und Folter vorgaben.

Die koordinierten Inspektionen sind ein großer Fortschritt gegenüber der vorherigen Reaktion der kambodschanischen Regierung. Die Behörden hatten zuvor monatelang Vorwürfe des Menschenhandels im Zusammenhang mit cyberkriminellen Gruppen in Kambodscha zurückgewiesen. Als von Menschenhandel betroffene Arbeitnehmer sich beschwerten, rettete die Polizei gelegentlich einzelne Arbeitnehmer, auch wenn sie manchmal Erklärungen abgab, in denen sie die Berichte der Opfer herunterspielte .

Die Veränderung ist spürbar. Am 29. September räumte Kambodschas Premierminister Hun Sen das Problem öffentlich ein und sagte laut VOD : „Lasst Kambodscha nicht zu einem Hort der Kriminalität, zu einem Ort der Geldwäsche, zu einem Ort des Menschenhandels werden“ . Das vietnamesische Außenministerium sagte in einer Pressekonferenz am 22. September, dass die kambodschanischen und vietnamesischen Behörden über 1.000 vietnamesische Staatsbürger gerettet haben, die dazu verleitet worden waren, illegal in Kambodscha zu arbeiten. Jake Sims, Landesdirektor für International Justice Mission in Kambodscha, eine Nichtregierungsorganisation, die dabei hilft, Menschen zu retten, die in betrügerischen Sweatshops gefangen sind, lobte die Bemühungen, das zu beenden, was er das „Phänomen der betrügerischen Sklaverei“ nannte. Sims sagte, dass mehr Maßnahmen erforderlich seien, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und sich um die Opfer zu kümmern, und er warnte davor, dass die Aufgabe schwieriger werde, wenn kriminelle Gruppen ihre Operationen in entlegenere Regionen verlagern.

Es gibt Beweise dafür, dass es bereits passiert. Selbst als die Behörden einige Betrügerstandorte in Sihanoukville durchsuchten, waren andere laut lokalen Nachrichtenberichten damit beschäftigt , ihre Arbeiter zu packen und an andere Orte zu bringen. Betriebe in Chinatown, einem Gebiet, das für Vorwürfe von mit Betrug verbundener Zwangsarbeit berüchtigt ist, haben ihre Arbeiter am Wochenende vom 17. bis 18. September entlassen, bevor eine Polizeirazzia stattfinden konnte. Als örtliche Reporter am Tatort eintrafen, konnten sie ungehindert das Gebiet betreten, das einst ein schwer bewachtes Gefängnis war. Ein Reporter sah, wie Arbeiter einen Lastwagen mit Stühlen beluden ; Ein Tuk-Tuk-Fahrer sagte einem anderen Reporter , er habe in den letzten Wochen fünf oder sechs Busse gleichzeitig gesehen, die das Gebiet verlassen hätten.

Einige der Arbeiter wurden in abgelegene Gebiete an der thailändisch-kambodschanischen Grenze umgesiedelt, so drei Personen, die in den letzten Monaten an der Rettung von Menschenhandelsopfern aus betrügerischen Anlagen in Kambodscha beteiligt waren. Eine der drei geteilten Koordinaten, die von einer Person bereitgestellt wurde, die aus Sihanoukville umgesiedelt wurde, die dieser Beschreibung entsprach. Myanmar, wo die Umwälzungen nach einem Militärputsch den kriminellen Syndikaten Gelegenheit zur Expansion verschafft haben, entwickelt sich auch zu einem Ziel für die Verlagerung von Betrugsoperationen .

„Es gibt offensichtlich Anlass zur Sorge, dass diese versklavten Personen einfach im ganzen Land umgesiedelt und nicht befreit werden“, sagte Naly Pilorge, Outreach Director von Licadho , einer kambodschanischen Menschenrechtsorganisation, die auch Anzeichen dafür gesehen hat, dass Betrugsoperationen in ländliche Gebiete verlagert werden. Sie sagte, es gebe nur eine Sache, die die Welt über die Betrugsindustrie wissen müsse, die in ihrem Land Wurzeln geschlagen habe: „Sie muss ganz aufhören.“

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Quelle: https://www.propublica.org/article/pig-b...KMwpGwkK8qdC4aE